Nach Außen hin wirkst du wie jede junge Frau in deinem Alter, führst ein ganz gewöhnliches Leben, wie viele andere Menschen in deinem Alter es tun, und kannst in Menschenmengen untergehen, ohne wirklich aufzufallen. Doch hinter der Fassade steckt weitaus mehr, als jemand Ahnungsloses sich je vorstellen könnte, denn als Gestaltwandlerin hast du die Fähigkeit, dich in einen Tibetfuchs zu verwandeln. Diese Fähigkeit wurde von Generation zu Generation weitergegeben. Deine Vorfahren zählen zu jenen, welche bei der Entstehung des London Rudels und des Londoner Pakts dabei gewesen waren, weshalb deine Familie auch heute noch zum Rudel gehört. Und obgleich du immer geglaubt hattest, dass du immer zum Rudel gehören würdest, hattest du London – und somit auch dem Rudel – dennoch den Rücken gekehrt, nachdem es zwischen deinen Eltern zum Bruch gekommen war und deine Mutter dich gebraucht hatte. Du warst mit ihr nach Kathmandu gezogen, weil sie vor lauter Kummer und Schmerz die Stadt hatte verlassen müssen. Und obgleich du in dieser Zeit viel über dich gelernt hattest – über das Mädchen, über den Fuchs – hattest du immer das Gefühl gehabt, dass etwas fehlt. London. Das Rudel. Er. Nun, einige Zeit und Schicksalsschläge später, bist du zurück. Willst endlich einen festen Platz im Rudel einnehmen. Doch noch erscheint dir alles unglaublich schwierig.

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Vor vielen Jahrhunderten – während der Zeit der Regentschaft von Queen Victoria – zog der erste Ghimire von Nepal nach England. Bereits Ghimire war ein Gestaltwandler gewesen, sodass das Gestaltwandler-Gen der Ghimires bis nach Nepal zurück verfolgt werden kann, auch wenn viele von diesen Spuren heute verwischt sind. Doch seither hatten die Ghimires ausschließlich in England gelebt, hatten ihre Verbindung und die Nähe zu ihren Wurzeln stets aufrecht erhalten, denn ihre Wurzeln waren den Ghimires sehr wichtig gewesen. So war es nicht verwunderlich, dass einige Ghimires häufig Menschen heirateten, welche ebenfalls aus dem südasiatischen Raum stammten. Im Laufe der Zeit heirateten viele Ghimires zudem nicht mehr nur Gestaltwandler, sondern ehelichten Menschen. Der Frieden, welcher in London herrschte, führte dazu, dass die Ghimires ein größtenteils normales, menschliches Leben führen konnten. Wie Fremde fühlen die Ghimires sich schon lange nicht mehr in England. Immerhin waren die Vorfahren von Taryn und ihrem Vater Teil des Londoner Rudels geworden, als jenes entstanden war. Und dieser Platz im Rudel steht ihnen auch heute noch zu, doch ein Skandal zwischen ihren Eltern ließ die Familie zerbrechen. Taryns Mutter betrog ihren Vater, nachdem die Ehe bereits seit Jahren wegen ihm gekriselt hatte – ausgerechnet mit dem Ehemann eines Rudelmitglieds. In seinem verletzten Stolz wandte Taryns Vater sich nicht nur von seiner Frau ab, sondern auch von Taryn, welche trotz allem auf der Seite ihrer Mutter gestanden hatte. So gelang es jener auch, Taryn davon zu überzeugen, mit ihr nach Nepal zu ziehen, wo Taryn die letzten fünf Jahre gelebt hatte. Nun, nach dem plötzlichen Tod ihrer Mutter, welche nach einem jahrzehntelangen Kampf gegen Depression Selbstmord begangen hatte, ist sie zurück nach London gekehrt, doch das Verhältnis zwischen ihrem Vater und ihr ist noch immer schwierig.

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