Die Gespräche deiner Freund:innen verstummen schlagartig, sobald du den Raum betrittst und in ihrer Mitte Platz nimmst. Sie respektieren deinen Wunsch, solange den Mund zu halten, bis du ihnen erlaubst, weiterzusprechen. Bis du ihre Outfits gescannt und für gut befunden hast und sie sich als würdig erwiesen haben, dich mit ihrem Zeug zu belästigen. Du definierst dich darüber, ihre Anführerin zu sein. Darüber, ein bisschen mehr im Kopf zu haben als sie, darüber, das Ruder übernehmen zu können und ihnen Führung zu geben, wo sie sonst nur orientierungslos im Meer auf einem morschen Stück Holz trieben. Du bist jemand, nicht irgendjemand. Erschlägst die Menschen um dich herum mit deiner bloßen Existenz, füllst ganze Räume aus mit der Aura, die an dir haftet. Es liegt dir im Blut, herauszustechen, so, wie es deine Eltern schon taten. Ist nicht immer einfach, Tochter zweier Celebrities zu sein, gibt schon besseres, als ständig auf Charity-Events gezerrt zu werden ober für Fotos mit der Familie zu posten. Wäre aber auch eine Lüge, zu behaupten, du würdest dir nicht ein Bisschen was darauf einbilden, du zu sein, obwohl das nicht mal dein Verdienst ist. Obwohl du gern du selbst wärst und ein bisschen weniger der Ruf deiner Eltern, weißt du auch, dass es hauptsächlich ihren Mühen zu verdanken ist, dass sich heute eine Traube an Menschen um dich versammelt und dir jeden Wunsch von den Lippen abliest.
Du kannst alles haben. Kannst dir jeden Wunsch, jede Fantasie erfüllen - und trotzdem ist da diese seltsame Leere. Dein Leben ist nicht perfekt, egal, wie sehr du es dir auch einredest. Zuhause gibt's ständig Streit, wenn deine Eltern überhaupt mal ein Wort miteinander wechseln. Weil du zum dritten Mal in dieser Woche besonders niedlich in die Kamera von Daddys iPhone grinsen sollst, damit er auf Instagram ein paar Klicks mit seiner zauberhaften Familie generieren kann, gibt es als Entschädigung Gucci-Shades - und weil Mum nicht mitbekommen hat, dass du gerade in fürchterlichem Herzschmerz untergehst, beschenkt sie dich mit der neuesten Apple Watch, um die fehlende Aufmerksamkeit ein Bisschen wett zu machen. Diese komische, unterschwellige Wut und die seltsame Leere können all' diese Dinge aber nicht füllen. Du hast das Gefühl, deine Freund:innen verbringen nur Zeit mit dir, weil sie low-key 'n Bisschen Angst vor dir haben, nicht, weil sie dich mögen - und gleichzeitig bist du dir sicher, dass es eh nicht darum geht, gemocht zu werden, sondern nur darum, Einfluss zu haben. Machst alles falsch und richtig zugleich und richtest dir dabei fast minütlich die Krone neu, damit bloß niemand bemerkt, dass jede Sekunde ein Zacken daraus brechen könnte.