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Family Rivas
Generation 1
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Rivas
Lucía
Man merkt es dir nicht an, aber irgendetwas fehlt. Das seltsame Gefühl von Leere, das sich manchmal in dir breit macht, versteckst du hinter einem breiten Grinsen, dummen Sprüchen auf den Lippen und dem gefühlt lautesten Lachen der Stadt. Du würdest sagen: du bist ganz schön okay - 'ne gute Freundin, ein Fels in der Brandung, ein offenes Ohr. In den meisten Dingen bist du ziemlich durchschnittlich, wird nichts so richtig schlecht, aber auch nichts überragend. Fängst viele Sachen an, hörst sie zu schnell wieder auf. Kannst nicht dran bleiben. Mal "Hü", mal "Hott" - könnte dein Lebensmotto sein (ist es aber nicht). Du warst schon immer ziemlich chaotisch, kreatives Chaos, würden deine Eltern das willkürliche Verhalten ihrer mittleren Tochter rechtfertigen. Chaotisch und Laut. Motiviert, die Dinge anzufassen. Du musst immer beschäftigt sein, weißt nur nicht, mit was eigentlich genau. Das führt zu ein paar random Ideen, die schnell Hobbys werden, aber genauso schnell wieder aufhören, es zu sein.
Denn eigentlich weißt du, was du möchtest. Weißt nur nicht, wie du erreichen sollst, die Welt zu sehen, ohne dass du etwas dafür tust. Ohne dass du ein wertvolles, arbeitendes, Steuern zahlendes Mitglied der Gesellschaft bist. Deine Eltern haben dir beigebracht, alles sein zu können. Die Realität sieht anders aus. Das nagt an dir, auch, wenn du's nur selten zeigst. Manchmal denkst du: dieses normale Leben, das ist nichts für dich - aber wie die Alternative aussehen könnte, weißt du auch nicht. Und so lebst du eben vor dich hin, versuchst dein Bestes, das sich ja doch nie nach "genug" anfühlt.
- wie weit muss man reisen
um sich nicht mehr zu vergleichen? -
Du warst die letzten Monate in der Heimat deines Vaters, in Argentinien. Hast dich mit 'nem Haufen Mini-Jobs durchgeschlagen und bist mal hier, mal dort geblieben. Hast auf mehr fremden Sofas geschlafen, als du dich erinnern kannst. Dass du nicht der Typ mit Sozialphobie und Berührungsängsten bist, hat dir dabei eindeutig geholfen. Du glaubst nicht unbedingt an spirituellen Scheiß, aber hast tatsächlich geglaubt, dich selbst zu finden, wenn du mal ein bisschen Abstand von deinen Gewohnheiten bekommst. Stattdessen hast du in Südamerika ständig deine Familie und Freunde vermisst und dir unnötig Druck dabei gemacht, endlich Lösungen für die Orientierungslosigkeit zu finden, die das Leben für dich bereit hält. Jetzt, zurück in London, hast du das Gefühl, genauso klug wie vorher zu sein. Vermutlich noch ein bisschen ahnungsloser als zuvor. Antworten hast du nämlich nicht gefunden, und dich selbst erst recht nicht. So langsam fühlst du dich immer mehr wie ein einziges, großes Scheitern. Bist die Definition dessen, was andere als hoffnungslos verloren bezeichnen würden - oder doch eher als Träumerin mit viel zu großen Ambitionen?Denn eigentlich weißt du, was du möchtest. Weißt nur nicht, wie du erreichen sollst, die Welt zu sehen, ohne dass du etwas dafür tust. Ohne dass du ein wertvolles, arbeitendes, Steuern zahlendes Mitglied der Gesellschaft bist. Deine Eltern haben dir beigebracht, alles sein zu können. Die Realität sieht anders aus. Das nagt an dir, auch, wenn du's nur selten zeigst. Manchmal denkst du: dieses normale Leben, das ist nichts für dich - aber wie die Alternative aussehen könnte, weißt du auch nicht. Und so lebst du eben vor dich hin, versuchst dein Bestes, das sich ja doch nie nach "genug" anfühlt.
Gehört zu: Jule
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