Du armes Mädchen.
Verlierst erst deine Mutter viel zu früh - du warst erst fünf Jahre alt! - und dann deinen Vater in einem brutalen Raubüberfall bei einer neuer heißgeliebten Wandertouren in den britischen Wäldern. Hältst dich ganz gut auf den Beinen, dafür, dass das Leben versucht, dir ständig widerlich stinkende Scheiße mitten ins Gesicht zu werfen - gleichzeitig überrascht das niemanden so wirklich, warst eben schon immer ganz besonders tough und wusstest jeden Bullshit zu managen. Hat dein Dad gut gemacht; hat dich zu einem richtig guten, vernünftigen Mädel erzogen, das den Kopf nicht in den Sand steckt und jede Herausforderung annimmt. Wenn auch nicht immer dankend. Aber wer bedankt sich schon dafür, ständig son verdammt großes, schmerzhaftes Pech zu haben?
I have this thing where I get older but just never wiser
Midnights become my afternoons
Trägst seit zwei Jahren die Lederjacke deines Dads fast jeden Tag. Hast seinen Nebenjob übernommen - kellnerst in einem der Biker-Clubs der Community, von der er Teil war - und reparierst unter der Hand die Bikes der Jungs, die zum engsten Freundeskreis deines Dads zählten und die sowas wie Onkel für dich sind. 'n Haufen chaotischer Onkel, die dich ein bisschen zu oft
Mädel nennen und dich wenig ernst nehmen, aber davon ab ziemlich okay sind, dafür, dass eure Szene ständig so beschissen in Verruf gerät. Versuchst ehrlich dein bestes, wie dein Vater zu sein und scheiterst dabei regelmäßig, weil du nicht einmal die Hälfte seiner Lebenserfahrung hast - und das macht dich echt wütend. Versuchst deinen Kopf trotzdem hoch zu halten, lässt dir nichts sagen und bist fest davon überzeugt, dass du deinen eigenen Weg schon finden wirst, früher oder später. Die einzige Person, die dir dabei hätte helfen können - die, tja, die ist ja nicht mehr da, also wer soll's statt seiner tun, wenn nicht du selbst?