Weißt, dass jeder über dich redet.
Der Stipendiat. Spekulieren alle, wie es bei dir Zuhause aussieht; wie wenig Geld du hast; was wohl mal aus dir werden soll, ohne Familienname, der dich trägt. Sind doch meist zu feige, es dir ins Gesicht zu sagen und so machst du dir nichts draus - lässt sich leichter ignorieren, wenn’s hinter deinem Rücken ist. Ignorierst eh viel, was die nicht passt - und auch die Tatsache, dass du in deine neue Schule genauso wenig hinein passt, wie in deine Alte. Bist nicht mehr so unterfordert, dass du frei drehst; bist nicht mehr so gelangweilt, dass du Unterricht schwänzt, um in der Bibliothek wirklich was Neues zu lernen. Aber bist halt kein Cavendish, Hawthorne oder wie sie alle heißen. Hast kein Trustfund, keine Markenklamotten; kein Sommerhaus an der Küste und ein eigenes Segelboot; keine Dauerkarte für Arsenal - hast ein Kleiderschrank voller H&M und ‘nen Jahresticket für die London Underground. Schämst dich nicht für, aber hängst es auch nicht an die große Glocke weil - willst einer von ihnen sein, von den Schnöseln, mit denen du auf die Schule gehst. Aber willst nicht wie sie sein: nicht blind durchs Leben gehen, geblendet von deinem eigenen Reichtum.
Weißt gerade auch nicht so recht, wer du bist und was du eigentlich willst - willst dazu gehören, aber eigentlich willst du mit einem Großteil des Bullshits der Reichen und Schönen nichts zu tun haben. Willst lernen, aber am Liebsten nur Geschichte; Physik hingegen interessiert dich recht wenig. Willst festhalten an der Beziehung zu deiner Mum, an eurem ‘Wir gegen die Welt’ aber weißt, dass sie Geheimnisse vor dir hat. Entgleitet dir gerade alles; deine Wünsche und Träume, weil die Realität leider anders aussieht, als du sie dir ausgemalt hast; dein Selbstverständnis, weil du dich selbst irgendwie verloren hast und nicht weißt, wie du wieder zurück findest. Dabei bist du eigentlich ein netter Typ - eigentlich ist hier leider das Schlüsselwort.