Dein ausdrucksloser Blick ist das Sinnbild für Kaltschnäuzigkeit, für Arroganz und fehlendes Mitgefühl. So viele Leben sind an dir vorbeigezogen, schier endlose Emotionen, Gedanken, Wünsche und Träume, noch mehr Leid, Verlust, Trauer und Tod. Es gibt kein Gefühl, das du nicht schon erlebt hast, keine Erfahrung, die du nicht schon gemacht hast, was dich heute dazu verleitet, eine Vielzahl davon nicht mehr zulassen zu wollen. Du bist nicht so zerbrechlich, wie du scheinst, hast Reißzähne, die anderer Leute Tod bedeuten und eine Gabe, die den Tod als Erlösung inszeniert. Als Gegenstück deines Zwillingsbruders bist du all das, was er ist und alles, was er nicht ist. Berechnend, skrupellos und beharrlich gleichst du seine Impulsivität aus, obwohl mancher Tage alles in dir schreit und rebelliert. Engelsgleich liegt dir die Welt zu Füßen, Männer, Frauen und Kinder, die du nur belächeln kannst, denn sie alle sind vergänglich, doch du und dein Bruder, ihr werdet ewig leben und sie alle überleben. Über ein Jahrtausend ist an dir vorbeigezogen, dein Leben als Vampirin wird geprägt durch deinen unermüdlichen Einsatz für deine Familie, für die Gruppe von Vampir:innen, die euch diese Form des Lebens einst ermöglicht hatte. Den Schein zu wahren, stets rational und konzentriert zu bleiben, hast du perfektioniert; nur einige wenige wagen den Blick in einen Abgrund, den du tunlichst zu schützen weißt. Er ist finster und endlos, dass du ihn mit einem Lächeln aus deinen Gedanken verbannst, ihn verdrängst und bekämpfst, jeden Gedanken in Schmerzen und Blut ertränkst, obwohl du selbst zu ertrinken drohst.